Feuerwerk und rote Unterwäsche: So feiert die Welt zu Silvester
Andere Länder, andere Sitten. Das gilt selbst zu Silvester am 31. Dezember – dem einzigen Tag im Jahr, an dem fast die ganze Welt feiert. Während die Deutschen zur Mitternacht mit Raketen und Böllern das neue Jahr begrüßen, gibt’s in Bulgarien Hiebe und die Italiener tragen rote Unterwäsche. In Japan wird das Haus geputzt, doch in den USA darf nicht einmal der Müll entsorgt werden. Wir stellen euch wohl bekannte, aber auch skurrile Silvesterbräuche von allen Kontinenten vor. Für Gesprächsstoff auf euer Silvesterparty ist damit sicher gesorgt!
Warum nennen wir den Jahreswechsel eigentlich Silvester?
Diese Tradition geht auf die römisch-katholische Kirche zurück. Seit der Einführung des gregorianischen Kalenders im Jahr 1582 ist Silvester der letzte Tag des Jahres. Benannt ist er nach dem Tagesheiligen Papst Silvester I., der am 31. Dezember 335 in Rom verstarb.
Warum machen wir zu Silvester ein Feuerwerk?
Feuerwerk und Böllerschüsse zur Mitternacht sind in Deutschland die Silvestertradition schlechthin. Über deren Ursprung scheiden sich freilich die Geister. Die einen führen sie auf den vorchristlichen-animistischen Glauben der alten Germanen zurück, nach dem das helle Licht und der Lärm böse Geister zum neuen Jahr vertreiben sollten. Anderen Quellen zufolge soll der Feuerwerksbrauch aus dem China des frühen 12. Jahrhunderts stammen und in Deutschland erst um 1500 eingeführt worden sein. Allerdings feiern die Chinesen ihr Neujahrsfest nicht zu Silvester, sondern nach dem traditionellen Mondkalender ungefähr einen Monat nach dem westlichen 1. Januar.
Welche Silvesterbräuche gibt es in Europa?
Wer glaubt, zu Silvester schieße die ganze Welt Raketen und Böller in die Luft, der irrt. In Großbritannien zum Beispiel gibt es lediglich organisierte Feuerwerke, so etwa am Riesenrad „London Eye“. In Frankreich sind Feuerwerke sogar verboten. Hier feiert man besinnlich und kulinarisch mit feinen Speisen und edlem Champagner. In Spanien gehören jeweils zwölf Weintrauben für jeden Gast auf die mitternächtliche Speisetafel, die man sich bei jedem Glockenschlag in den Mund steckt. Wer sich verzählt, hat im neuen Jahr Pech. In Bulgarien geht es dagegen mit Schlägen auf den Rücken ins neue Jahr, sie sollen Gesundheit und Reichtum bringen. Für diese Hiebe wird eigens ein Kirschbaumast zurecht geschnitzt. Damit ziehen dann zumeist die Kinder von Haus zu Haus und bekommen für die verteilten Schläge oftmals Süßigkeiten. In Griechenland wiederum wird zu Silvester gezockt mit Karten- und Würfelspielen. Die geselligen Spiele sollen natürlich Glück bringen. In Tschechien schaut man lieber beim Bleigießen in die Zukunft. In Polen wiederum werden pünktlich zur Mitternacht alle Uhren aufgezogen, um das neue Jahr zu begrüßen. Der vielleicht merkwürdigsten europäische Silvesterbrauch stammt aus Italien. Hier ist rote Unterwäsche in der Neujahrsnacht ein absolutes Muss, um glücklich und zufrieden ins neue Jahr zu starten. Das Festessen ist dann allerdings nicht elegant, sondern deftig: Schweinshaxe und Linsen sollen finanzielles Glück bringen. Die wohl größte Party zum Jahreswechsel feiern allerdings die Menschen in Russland. Nach Silvester beginnt eine zehntägige Festphase, die sich nicht am gregorianischen, sondern am julianischen Kalender der russisch-orthodoxen Kirche ausrichtet. Weihnachten ist dort erst am 6./7. Januar und Neujahr am 13. Januar.
Wie wird Silvester in Übersee gefeiert?
In den USA gehören wohl alle europäischen Silvesterbräuche zur guten Tradition. Eine große Party und ein Feuerwerk sind in der Nacht zum neuen Jahr ein Muss. Hinzu kommen verschiedene Bräuche wie der Genuss von Linsengerichten nach italienischem Vorbild, damit viel Geld für das nächste Jahr gesichert wird. Allerdings gibt es auch einen typisch amerikanischen Brauch: „Nothing Goes Out“. Am Silvesterabend und am Neujahrstag darf nichts, nicht einmal der Müll, aus dem Haus gebracht werden – ansonsten droht Unglück. Auch in den Ländern Südamerikas finden sich viele bekannte europäische Bräuche wieder. In Argentinien etwa gibt es zur Mitternacht ein atemberaubendes Feuerwerk. Die Mexikaner essen wie die Spanier mit den Glockenschlägen zur Mitternacht zwölf Trauben. Und in Brasilien spielt die richtige Unterwäsche zu weißer Oberbekleidung eine wichtige Rolle. Hemd und Schlüpfer müssen zwar nicht rot, aber neu und farblich wohl bedacht gewählt sein: Wer weiß trägt, wünscht sich Frieden. Wer gelb trägt, strebt nach Wohlstand. Rosa steht für die Sehnsucht nach Liebe und Rot für pure Leidenschaft. Australien gehört wegen seiner geografischen Lage zu den Ländern, in denen das neue Jahr sehr früh gefeiert wird. Wenn die Australier anstoßen, ist es in Deutschland gerade einmal 14 Uhr. Eigene Feuerwerke sind in Australien wegen der Waldbrandgefahr verboten. Dafür gehört das offizielle Feuerwerk an der Habour Bridge in Sydney zu den wohl schönsten der Welt. Ganze zwölf Minuten dauert das Spektakel, das jedes Jahr 1,5 Millionen Menschen anzieht.
Wie wird das neue Jahr in Afrika begrüßt?
Auch in den Ländern Afrikas gibt es vielfältige Silvesterbräuche. Im ostafrikanischen Uganda zum Beispiel starten die Menschen am Silvesterabend kurz vor Mitternacht einen Umzug. Dabei schlagen, hämmern und pfeifen sie mit allem, was sie in die Finger bekommen können. Trommeln, Gongs, Töpfe oder Trillerpfeifen – Hauptsache, es macht Lärm. In Südafrika dagegen starten die Menschen mit Karneval ins neue Jahr. Höhepunkt ist am 2. Januar der bunte, von vielen Trommeln geprägte Umzug von Karnevalsgruppen durch Kapstadt.
Kennt man Silvester auch in Asien?
Der Silvestertag ist in dieser Form nur im christlichen Kalender verankert. So feiern die Chinesen, wie eingangs erwähnt, ihr Neujahrsfest nach dem Mondkalender erst gute vier Wochen nach dem Silvestertag. In Japan dagegen findet das Neujahrsfest Oshōgatsu immer vom 29. Dezember bis zum 3. Januar statt. Es gehört zu den wichtigsten Festen des Landes und beginnt mit dem „Bonenkai“, dem Kehraus-Fest des Vergessens in der Woche vor Silvester. Die Japaner reinigen ihr Haus und schmücken es anschließend mit Kiefern- und Blütenschmuck, damit böse Geister hier keinen Platz finden. An unserem Silvestertag ertönen dann zur Mitternacht aus den Tempeln 108 Glockenschläge für die 108 Sünden, die es nach buddhistischem Glauben gibt. Danach lassen die Japaner beleuchtete Ballons mit guten Wünschen in den Himmel steigen. Und wie bei uns in Deutschland wird anschließend das ein oder andere Gläschen auf ein glückliches neues Jahr getrunken.
Photo Title: Pexels-Pixabay
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