Bauen gestern und heute: Die wichtigsten Architekturstile
Ob strenge Linien oder üppige Rundungen, bescheidene Zurückhaltung oder opulentes Zurschaustellen: Architektur kommt in ganz unterschiedlicher Gestalt daher. Wir geben euch einen Einblick in verschiedene Stile der vergangenen Jahrhunderte.
1000 bis 1250: Romanik
Die erste große Kunstepoche nach dem Ende der Antike bildete die Romanik. Massive und dicke Mauern haben diesen Baustil ebenso geprägt wie Rundbögen und Würfelkapitelle – Säulenaufsätze, die zur Hälfte als Kreis und zur anderen als Quadrat gestaltet sind. Die Bauwerke aus dieser Zeit wirken eher nüchtern und streng, Verzierungen sucht man in der Regel vergeblich. Bekannte Bauten der Romanik sind beispielsweise die Dome in Mainz, Speyer und Worms sowie der Dom zu Pisa samt dem benachbarten schiefen Turm.
1140 bis 1530: Gotik
Zu den prägendsten Stilepochen des Mittelalters gehört die Gotik. Aus der Gegend um Paris trat sie ihren Siegeszug in die Welt des Baus und der Kunst an. Im Mittelpunkt der Gotik steht die christliche Ideenwelt mit ihren Symbolen. Sie findet ihren Niederschlag in gigantischen Kathedralen, deren Türme dem Himmel entgegenstreben. Weitere Kennzeichen sind filigrane Gestaltungselemente, verzierte Fenster, Spitzbögen und Gewölbe. Das wohl bekannteste gotische Bauwerk auf deutschem Boden ist der Kölner Dom, mit dessen Bau 1248 begonnen wurde.
1500 bis 1600: Renaissance
Die Renaissance – zu Deutsch Wiedergeburt – brachte ein Stück weit die Antike zurück. In der Zeit des Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit wurden die antiken Ideale wiederentdeckt. An die Stelle der Mystik trat ein weltliches, eher wissenschaftliches Denken. Das schlug sich auch in der Architektur nieder. Dort setzt man auf schlichte geometrische Formen wie das Quadrat oder den Kreis und auf antike Elemente wie Säulen oder Dreiecksgiebel. Die Grundrisse sind eher rechtwinklig und symmetrisch. Ein berühmtes Bauwerk der Renaissance ist das Schloss Fontainebleau in Frankreich.
1650 bis 1730: Barock
Darf’s a bisserl mehr sein? Im Barock wurde diese Frage mit einem klaren Ja beantwortet. Ihren Ursprung hatte die Stilrichtung in Italien, Verbreitung fand sie aber in ganz Europa und sogar in einigen Kolonien. Den Mittelpunkt bildete im Barock stets das Gebäude in seiner Gänze. Breite, runde Formen eroberten genauso die Vorherrschaft wie großflächige Deckengemälde und plastische Zierelemente – etwa in Form von Putten oder Stuck. Die üppige Pracht des Barock ist unter anderem im Schloss von Versailles zu bewundern.
1780 bis 1850: Klassizismus
Nach der Zeit des prachtvollen Barock und dem nicht weniger überbordenden Rokoko kehrte die Sehnsucht nach den einfachen, klassischen Formen der Antike zurück. Das war die Geburtsstunde des Klassizismus. Statt auf Verschwendungssucht setzte diese Epoche auf Vereinfachung sowie schlichte Formen und orientierte sich dabei stark an griechischen Vorbildern. Der Triumphbogen in Paris und das Brandenburger Tor sind Beispiele für die klassizistische Baukunst.
1890 bis 1910: Jugendstil
Dekorativ geschwungene Linien und florale Ornamente kennzeichnen den Jugendstil, dessen Bezeichnung aus der künstlerischen Wochenzeitschrift „Die Jugend“ hervorging. Bewundern können Architekturliebhaber den Baustil zum Beispiel bei der Zeche Zollern in Dortmund, die zu den schönsten Zechen der Welt zählt. Eine besondere Form des Jugendstils entwickelte sich im spanischen Katalonien mit dem Modernismo. Den Spuren Antonio Gaudis begegnet man in Barcelona auf Schritt und Tritt, nicht zuletzt in der traumhaften Sagrada Familia. Sein Ende fand der Jugendstil durch das Aufkommen neuer Leitbilder wie Sachlichkeit und Schlichtheit.
1919 bis 1933: Bauhaus
Beim Bauhaus handelt es sich um eine Strömung der Klassischen Moderne. Der Name stammt vom 1919 in Weimar von Walter Gropius gegründeten Staatlichen Bauhaus. Die Kunstschule wagte konzeptionell etwas komplett Neues, indem sie Kunst und Handwerk miteinander verknüpfte. Das Herzstück dabei bildeten verschiedene Werkstätten, deren Zusammenspiel zu einem gelungenen Gesamtkunstwerk beitragen sollte. Mit seiner Funktionalität und Schnörkellosigkeit erfreut sich der Baustil noch heute großer Beliebtheit. Fans können sich im Bauhaus Museum Weimar und in der Stiftung Bauhaus Dessau auf eine spannende Spurensuche begeben.
1950 bis 1980: Brutalismus
Zu Beginn der 1950er-Jahre trat der Brutalismus auf den Plan. Er rückte „béton brut“ – rohen Beton – in den Mittelpunkt. Die Bezeichnung stammt von LeCorbusier, einem der berühmtesten Architekten des 20. Jahrhunderts. Sichtbeton und die skulpturale Ausgestaltung der Gebäude sind die prägenden Elemente des Brutalismus, der in einer Zeit großer Wohnungsnot ein schnelles und günstiges Bauen ermöglichte. Die monströsen Gebäude polarisieren damals wie heute: Was die Einen als ästhetisch und wahrhaftig empfinden, bezeichnen die Anderen als „Betonmonster“. Und so gibt einen regen Diskurs darüber, ob die massiven Bauwerke von damals lieber erhalten oder aber möglichst schnell abgerissen werden sollten.
Und heute?
Die Architektur von heute kommt schlicht und schnörkellos daher. Zwar werden gerne Gestaltungselemente aus früheren Epochen zitiert, das aber maßvoll und in einem modernen Kontext. Im Mittelpunkt steht stattdessen mehr denn je die Funktionalität. So werden vermehrt nachhaltige Materialien verwendet und das Ziel verfolgt, ein möglichst energieeffizientes und barrierearmes Wohnen sicherzustellen. Auch die WOGEDO setzt bei ihren Neubauprojekten auf zukunftsfähiges Wohnen – mit Bauwerken, die sich harmonisch ins Stadtbild einfügen, neueste Energiestandards erfüllen, über eine moderne Ausstattung verfügen und bezahlbar sind.
Photo Title: unsplash.com/Florencia Potter
One Comment
Ina
Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Es ist schon sehr spannend wie sich verschiedene Architekturstile im Laufe der zeit entwickelt haben. Werde den Beitrag gerne weiterempfehlen.
Mit besten Grüßen
Ina